Vor 40 Jahren habe ich meine Dissertation beim Gründervater der Logistik, Prof. Dr. Helmut Baumgarten an der TU Berlin eingereicht mit dem sperrigen Titel: „Kooperative Gestaltung unternehmensübergreifender logistischer Schnittstellen“. In meiner Arbeit untersuchte ich die logistischen Schnittstellen zwischen Bosch und BMW. Heute, etwas mehr als 40 Jahre später, stehen zwei Artikel im Handelsblatt direkt nebeneinander:
„BMW und SAP gründen eine Daten-Allianz, um den unternehmensübergreifenden Datenaustausch zu verbessern“
„Bosch kämpft für einen KI-Kodex“
Beide Themen sind für die Industrie enorm wichtig. Die Frage ist, warum dauert es solange, bis Erkenntnisse in konkrete Handlungen umgesetzt werden? Der Standort Deutschland und der Standort Europa haben nur eine Chance sich im globalen Wettbewerb zu behaupten, wenn einerseits alle zur Verfügung stehenden Technologien genutzt werden und andererseits diese Technologien in der Supply Chain durchgängig kooperativ angewendet werden. Allgemein vergeht viel zu viel Zeit von der Erkenntnis bis zur wirtschaftlichen Nutzung dieses Wissens. Alle Unternehmen wollen agil sein, die wenigsten sind es! Agilität beginnt im Kopf. Diese innere Einstellung ist wichtig für schnelle Entscheidungen und die erfolgreiche Umsetzung konkreter Maßnahmen.
Wenn es vor 40 Jahren darum ging, aus Monaten Durchlaufzeit Wochen zu machen, geht es heute darum, aus Tagen Stunden zu machen! Die Verfügbarkeit von Teilen und Produkten setzt die Verfügbarkeit von Informationen voraus. Schnelle Entscheidungen werden verhindert, wenn Informationen hierarchisch abgearbeitet werden.
Bosch tut etwas für den verantwortungsvollen Umgang mit KI
Natürlich müssen Entscheidungen auf ethischen Grundsätzen beruhen, das letzte und entscheidende Wort hat immer der Mensch, der auch die Verantwortung trägt. Aber die Frage ist doch, wie der Entscheidungsprozess aussieht. Menschen brauchen sinnvolle Entscheidungsvorlagen, die unternehmensübergreifendem Datenaustausch aggregieren – hier kommen die Algorithmen ins Spiel. Die Rolle des Menschen ist es, zu überprüfen, abzuwägen und zu entscheiden.
Diese Erkenntnisse müssen organisatorische Konsequenzen haben! Hierarchie mit langen Entscheidungswegen wird der heutigen Wirklichkeit nicht mehr gerecht. Der allmächtige Chef ist zum Bremser geworden, er verhindert Geschwindigkeit und damit Produktivität. Dezentrale Verantwortung, getragen von diversen Teams ist angesagt. Und die brauchen Regeln, die auf Werten und ethischen Grundlagen basieren.
Beschleunigen Sie Ihr Unternehmen, nur die schnellen werden die 20er Jahre mit immer neuen Herausforderungen überstehen. Prüfen Sie Ihre Organisation und Ihre Prozesse.
Dr.-Ing Ralf Feierabend
Geschäftsführender Gesellschafter von ConMoto