Zwischen dem 2. April 2020 und dem 27. Mai 2020 haben wir regelmäßig in kurzen Abständen die Corona-Situation analysiert und klare Handlungsempfehlungen formuliert. Heute, am 2. September 2020, blicken die Öffentlichkeit und die Wirtschaft angespannt nach Berlin: Was kommt im Herbst noch auf uns zu? Im Sommer war die Situation sehr entspannt: Die täglichen Infektionszahlen lagen im 100er-Bereich, es waren weniger als 6.000 Menschen akut erkrankt und die Quote der im Zusammenhang mit Corona verstorbenen Menschen flachte in Deutschland immer mehr ab. Aktuell haben wir leider wieder im 7-Tage-Durchschnitt 1.251 Infizierte, die berühmte R-Zahl liegt phasenweise immer wieder über 1 und damit an der Schwelle zu exponentiellem Wachstum. Was ist zu tun?
Wir empfehlen zunächst die Situation besonnen zu analysieren! Das haben wir bereits am 3. April 2020 dringend empfohlen: „Medizinische, ethische, soziale und wirtschaftliche Fragen berücksichtigen“. Wir haben einen interdisziplinären Rat gefordert, der die Situation umfassend berücksichtigt und haben auf Gefahren hingewiesen, „dass die negativen sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Maßnahmen gegen Corona sonst nicht mehr beherrschbar sind“.
Wir haben zu diesem Zeitpunkt einen Einbruch der Industrieproduktion um 10 bis 15 Prozent vorhergesagt. Wir haben auch Insolvenzen in der Größenordnung von 25 bis 30 Prozent z.B. im Gastgewerbe prognostiziert. Daraus abgeleitet haben wir neue Regeln für die Fabrik- und Gebäudeplanung angeregt: „Wir brauchen Sicherheitsabstände und wir brauchen hygienische optimierte Arbeitsbereiche: Die Pandemie wird und muss Einfluss auf die Gebäude- und Fabrikplanung haben!“
Hier schlummert ein riesiges Potential. 2018 waren die gewerblich beschäftigten Menschen im Durchschnitt 18 Arbeitstage krankgeschrieben, das entspricht acht Prozent der Arbeitstage. Bezogen auf alle Beschäftigen bedeutet das: Circa 800 Millionen Arbeitstage werden pro Jahr wegen Krankheit nicht geleistet. Das entspricht fast vier Millionen in Vollzeit arbeitenden Menschen. Wenn diese Krankenquote (8,5 Prozent) um ein Prozentpunkt durch bessere Hygiene am Arbeitsplatz gesenkt wird, entspräche das mehr als 90 Millionen Arbeitstagen oder 430.000 Vollzeit-Arbeitskräften. Bei Vollkosten von 50.000 Euro je Person sind das mehr als 20 Milliarden Euro, die in Deutschland in einem Jahr eingespart werden könnten. Umgerechnet auf ein Unternehmen mit 1.000 Mitarbeitern wären das etwa zehn Mitarbeiter oder 500.000 Euro. Pro Jahr!
Die Technik für bessere Hygiene ist vorhanden. Zum Beispiel lässt sich mit UV-Bestrahlung die Virenlast dramatisch reduzieren. Wir müssen jetzt alle gesicherten Erkenntnisse bündeln und anwenden. Wir kennen die großen Infektionsrisiken, diese müssen konsequent vermieden werden.
Wir brauchen einen Konsens zwischen Politik und Wirtschaft. Dieser Konsens muss auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Dafür müssen mehr Erkenntnisse einfließen, als die von Virologen und Epidemiologen. Und wir brauchen eine klare und wahrhaftige Kommunikation, damit die Reichsbürger und Verschwörungstheoretiker keine Chance haben, die Bevölkerung in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Es gibt wirksame Maßnahmen, die eine weitere Erholung der Wirtschaft trotz Corona ermöglichen. Sie müssen aber konsequent umgesetzt werden.