Allensbach hat in einer aktuellen Umfrage besorgniserregende Meinungen festgestellt: 74 Prozent der Befragten machen sich große oder sogar sehr große Sorgen über die Auswirkungen der Corona-Epidemie auf die deutsche Wirtschaft. Dementsprechend erwartet auch knapp die Hälfte (49 Prozent), dass die deutsche Wirtschaft ihre starke Position nicht verteidigen kann, sondern zurückfallen wird.
Befragt wurden Personen zwischen 30 und 59 Jahren. Was ist der Grund für diesen Pessimismus? German Angst? Oder geht das tiefer? Deutschland kommt im Vergleich mit Europa und Amerika relativ gut durch die Krise, in Asien ist die Entwicklung – leider wie gewohnt – deutlich positiver. Ein deutsches Unternehmen hat den ersten Impfstoff angemeldet und in Großbritannien ist er sogar schon genehmigt worden. Die Börse boomt, der Euro wird immer stärker. Alles Indizien dafür, dass die Lage eigentlich besser ist als die Stimmung.
Schlechte Stimmung kann die Probleme von morgen erzeugen
Schlechte Stimmung führt zu Kaufzurückhaltung, die 30- bis 59-jährigen sind die wichtigste Gruppe für den privaten Konsum. Es könnte sein, dass die aktuellen Sorgen das konjunkturelle Problem von morgen erzeugen. Dahinter steckt ein Glaubwürdigkeitsproblem. Es fehlt an Transparenz und es fehlt an Führung. Das ist im Land nicht anders als in einem Unternehmen. Unternehmensführung basiert auf Vertrauen. Deshalb ist es wichtig, dass eine Geschäftsleitung das Vertrauen der Mitarbeiter hat. Vertrauen entsteht durch Transparenz und Wahrheit. Transparenz setzt voraus, dass alle Fakten auf einen Blick erkennbar sind. Jeder Unternehmensleiter muss die wichtigsten Kennzahlen, die „KPI“, jederzeit vor Augen haben. Erkenntnisse lassen sich vor allem aus deren Verlauf gewinnen. In welche Richtung verändert sich welche Kennzahl, welche Einflussfaktoren gibt es und kann man die Veränderung steuern? Mitarbeiter erkennen sehr schnell, ob die Aussagen der Geschäftsleitung fundiert sind, oder ob es sich um Durchhalteparolen handelt.
In einer zunehmend komplexen und volatilen Welt spielt Transparenz eine immer wichtigere Rolle. Transparenz und eine zuverlässige Risikoabschätzung sind Voraussetzung für gute Unternehmensführung, neudeutsch Governance. Im Spannungsfeld zwischen Chancen und Risiken spielt sich die unternehmerische Wirklichkeit ab. Beide Pole muss der verantwortungsvolle Unternehmensführer gleichermaßen im Auge haben. Das ist definitiv keine Frage von Optimismus oder Pessimismus! Das ist eine Frage von richtig oder falsch, von zuverlässig oder fahrlässig.
Auf dieser Basis müssen Unternehmensführer ihren Mitarbeitern und Politiker der Bevölkerung die Perspektive zeigen: Wohin der Weg geht, welche Gefahren auf ihm lauern und mit welchen Mitteln wir den Weg erfolgreich bewältigen. Unternehmer sind jetzt gefragt, Unternehmer mit Mut, Zuversicht und Verantwortungsbewusstsein.
Dr.-Ing Ralf Feierabend
Geschäftsführender Gesellschafter von ConMoto