Preis bei den Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0 Awards in Wien / Herausragendes Konzept in der Beschaffung
Die Porr AG, ein österreichisches Bauunternehmen mit 18.400 Mitarbeitern mit einem Jahresumsatz von rund 4,7 Milliarden Euro, ist unter den Preisträgern des Austrian Supply Excellence & Einkauf 4.0 Award 2018. Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich (BMÖ) zeichnet mit dem Preis in jedem Jahr herausragende Leistungen in der Beschaffung aus. Der Anerkennungspreis für das Projekt „Einkauf in der Baubranche: Vom Einzelkämpfer zum Teamplayer“ zeigt den hohen, auch technologischen Reifegrad und den Wertbeitrag, den der Einkauf der Porr AG heute für das Unternehmensergebnis leistet.
In einem umfassenden Einkaufsprojekt gestaltete die Porr AG mit Unterstützung der ConMoto Consulting Group die Strukturen der Einkaufsorganisation und die Einkaufsprozesse von Grund auf neu. Das jetzt ausgezeichnete Erfolgsrezept des modernisierten Einkaufs der Porr AG basiert darauf, das Prinzip „one face to the supplier“ und das in der in der Baubranche so wichtige Credo „all business is local“ miteinander zu verbinden. Ausgangssituation des Projekts war, dass der Einkauf in der Baubranche unter erschwerten Bedingungen arbeitet. „In der Baubranche finden die meisten Vergaben direkt auf der Baustelle oder in den dezentralen Niederlassungen statt. Jeder kauft für sich nach bestem Wissen und Gewissen ein“, erklärt Dipl.-Ing. Karlheinz Strutzmann, Chief Procurement Officer (CPO) bei der Porr AG. Die Baubranche fertige an ständig wechselnden, nicht oder fast nie wiederkehrenden Produktionsstandorten hochkomplexe Unikate und das in einem höchst kompetitiven Umfeld für äußerst anspruchsvolle Kunden. Jedes Bauwerk lasse sich mit einem Prototyp vergleichen.
Dezentralen und zentralen Einkauf miteinander vernetzen
„Die im Projekt gemeinsam erarbeitete strukturelle Grundidee war es, den dezentralen und den zentralen Einkauf miteinander zu vernetzen“, sagt Dr.-Ing. Marc A. Heinisch, Geschäftsführender Gesellschafter bei ConMoto. Die operativen Einheiten vor Ort sollten so die Möglichkeit bekommen, im Einkauf mit der Einkaufsmacht des Konzerns im Rücken zu agieren. Gleichzeitig sorgte das Pareto-Prinzip für inhaltliche Fokussierung: Das Projekt konzentrierte sich auf die 20 Prozent der Lieferanten und Warengruppen, die 80 Prozent des Umsatzes ausmachen.
In der Praxis entstand so eine Einkaufsstruktur mit einem Local Buyer in jeder Niederlassung als wesentlicher Teil der Einkaufsorganisation. Er arbeitet mit einem Lead Buyer zusammen, der für den Einkauf einer bestimmten Warengruppe verantwortlich ist. Der Local Buyer hat eine hohe Eigenverantwortung und ist auch an einkaufsstrategischen Aspekten beteiligt, die weit über den klassischen Projekteinkauf hinausgehen, z.B. Zahlungskonditionen oder Koordinierung aller Einkaufsthemen. Der Lead Buyer ist in alle Vergaben seiner Warengruppe von Beginn an eingebunden, nur auf diese Weise kann das so wichtige Prinzip „one face to the supplier“ seine Wirkung entfalten. Trotzdem gilt: Es wird nie über den Kopf des Ergebnisverantwortlichen hinweg entschieden.
Neue Struktur im Einkauf plus Support durch E-Procurement
Das Zusammenspiel zwischen Lead Buyer und Local Buyer, die gelungene Kooperation zwischen operativen Experten und dem Einkauf ist der entscheidende Faktor für die neue funktionierende Einkaufsorganisation, da sind sich Strutzmann und Heinisch einig. Als Rückgrat für kostensparende, transparente Einkaufsprozesse wurde zudem ein Back Office aufgebaut, das Support und moderne E-Procurement-Lösungen zur Verfügung stellt. Ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung wurde parallel vorangetrieben: Zukünftig wird der komplette Beschaffungsprozess in einem digitalen System abgebildet.